Analyse: sciencefiles.org’s Artikel zur Solar-Energie

Analyse: sciencefiles.org’s Artikel zur Solar-Energie

sciencefiles.org schreibt in ihrem Beitrag: https://sciencefiles.org/2019/09/03/solarenergie-umweltschadlich-ineffizient-sozial-ungerecht/, über die Solar-Energie usw. Hier schreibe ich mal, was alles in dem Beitrag aus sciencefiles falsch ist. Vorweggenommen: Es sind gröbere Patzer vorhanden.

Der Abfall

Solarpanel enthalten eine reiche Kollektion giftiger Stoffe, vom Kadmium bis zum Blei

Michael Klein auf https://sciencefiles.org/2019/09/03/solarenergie-umweltschadlich-ineffizient-sozial-ungerecht/

Eine Solarzelle beinhaltet Kadium und Blei? Okay, ich studiere ja nicht Chemie, aber meine Grundbildung gibt hier nach kurzem Nachforschen Auskunft: Es ist Cadmium mit der Ordnungszahl 48 im Periodensystem der Elemente gemeint. Dieses ist tatsächlich hochgiftig. Aber wie in einem wissenschaftlichen Papier aus dem Jahr 1982(!) hervorgeht, wird gar nicht reines Cadmium sondern Cadmium Telluride verwendet. Dieses ist zwar auch nicht gesund, aber längst nicht so giftig wie Cadmium.

Noch interessanter wird es, wenn wir das Blei (auf englisch: „lead“) anschauen. So gibt es eine Analyse aus dem Jahr 1999, welche die Giftigkeit von Solarzellen betrachtet. Jedoch wird in diesem Papier kein einziges Mal auch nur das Wort „Blei“ erwähnt. Aber auch hier nimmt es Herr Klein nicht so genau mit der Chemie: Wie nämlich meine Suchanfrage bei Google-Scholar herausfand, ergibt sich: Es geht um Stoffe wie „Methylammonium lead halide“, welche die Summenformel: CH3NH3PbX3 besitzen. Während reines Blei die Ordnungszahl 82 besitzt und nur mit Pb abgekürzt wird.

Oh, wir waren doch noch kurz beim Cadmium Telluride, nicht? Hierbei lässt sich noch darauf hinweisen, dass neue Solarzellen vielfach nicht mal auf Cadmium Telluride sondern auf Silizium basieren… (https://doi.org/10.1016/j.tsf.2009.03.056 )

Dafür, dass Herr Klein sich doch so sehr für die Wissenschaft interessiert, nimmt er es hier bei den Fachbegriffen nicht so genau. Das Blei entpuppt sich als ein sehr komplexer Stoff, welcher Blei beinhaltet. Ich wünsche Herr Klein viel Spass mit dem Chlor auf seinem Essen. (Kochsalz ist chemisch betrachtet: Natrium-Chlorid(es besteht aus Natrium und Chlor) und ist komplett unbedenklich…)

Namensgebung

Liest man internationale Arbeiten zu Solarenergie oder zu Windenergie, zu dem, was in Deutschland als „erneuerbare Energien“ bezeichnet wird, obwohl es eigentlich „unzuverlässige Energien“ heißen müsste.

Michael Klein https://sciencefiles.org/2019/09/03/solarenergie-umweltschadlich-ineffizient-sozial-ungerecht/

Der Namensgebung werden hier offensichtlich ganze 3 Zeilen gewidmet. Das scheint dem werten Herrn sehr wichtig zu sein. Nun, hier weist er offensichtlich erneuerbaren Energien die Unzuverlässigkeit als Eigenschaft zu. Nun, auch ohne Studium in Germanistik weiss ich, dass unter den Begriff der erneuerbaren Energien auch Geothermie läuft. Diese ist unabhängig vom Wetter und vielen anderen Umgebungseinflüssen. Somit lässt sich ihr eine sehr hohe Zuverlässigkeit zuweisen. Da eine Aussage falsch ist, sobald man mindestens ein Gegenbeispiel gefunden wird, ist die Aussage, dass erneuerbare Energien unzuverlässig sind, falsch…

Die Effizienz

Die Anlage auf dem Dach seines Hauses produziert im Winter nicht einmal 10% der Nennleistung der Anlage. Sie ist ineffizient. Selbst in Indien ist sie ineffizient.

Sie ist umweltschädlich, wie er mit Verweis auf den großen Flächenverbrauch von Solarenergie argumentiert. Der 648 Megawatt erzeugende Kamuthi-Solarpark im Indischen Tamil Nadu hat einen Flächenverbrauch von 10 Quadratkilometern. Dieselbe Menge an Energie könnte mit einem Atomkraftwerk auf einem Zentel der Fläche erzeugt werden.

Michael Klein auf: https://sciencefiles.org/2019/09/03/solarenergie-umweltschadlich-ineffizient-sozial-ungerecht/

Wie jedem Kindergartenkind bekannt ist, berechnet sich die Effizienz durch die Formel: Produzierte Energie dividiert durch verfügbare Energie. Somit zeugt die Aussage, dass die Anlage ineffizient ist, höchstens von mangelnder Fachkompetenz… Desweiteren verweise ich hier auf den ersten Hauptsatz der Thermodynamik. Ansonsten wären die folgenden Aussagen alle auch korrekt:

  • Ein AKW, welches keine Brennstäbe besitzt, ist ineffizient, denn es produziert 0% der Nennleistung der Anlage.
  • Ein ausgeschaltetes Kohlekraftwerk produziert 0% der Nennleistung der Anlage, also sind alle Kohlekraftwerke ineffizient.
  • Diese Liste lässt sich unendlich weiterführen…

Nun zur Fläche: Schauen wir uns die möglichen Schäden während dem Betrieb einer Solaranlage(normales Brandrisiko, lässt sich nicht genau bestimmen, da Standortabhängig) im Vergleich zu einem Atomkraftwerk(2 * 10^(-5) vgl.: Atomkraft als Risiko: Analysen und Konsequenzen nach Tschernobyl von Lutz Mez, Lars Gerhold) an. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass der schlimmstmögliche Fall gleich Wahrscheinlich ist, wie derjenige bei Solaranlagen. Bei einem AKW ist danach über Jahrzehnte eine riesige Fläche gesperrt, während bei einer Solaranlage aufgrund der Diffusion bereits nach wenigen Stunden die Luft wieder rein ist. (vgl.: Quelle oben).

Auch die Umweltschädlichkeit lässt sich hierbei nicht wirklich begründen, da mithilfe von Solaranlagen auch ansonsten unbenutzte Flächen verwendet werden können. Hierbei sind besonders Dächer als Stichwort zu erwähnen. Ein Dach, ob schräg oder flach, wird in der Regel nicht verwendet und dessen Fläche lässt sich ideal für die Strom- oder Warmwassererzeugung verwenden, ohne das auch nur ein Quadratmillimeter irgendwo verbaut wird. Hier werden offensichtlich Dinge miteinander verglichen, die nicht miteinander verglichen werden sollten.

Die Umverteilung von den Armen zu den Reichen

Die indische Regierung zwingt also die Ärmsten ihrer Bevölkerung über Steuern die Reichen, die sich ein Solarpanel, heftig von der Regierung subventioniert, auf dem Dach bauen lassen wollen, mit zu finanzieren. Solarenergie verstärkt soziale Ungleichheit, auch über den Preis. Der Strom wird durch den Ausbau der Solarenergie auch in Indien teurer.

Michael Klein https://sciencefiles.org/2019/09/03/solarenergie-umweltschadlich-ineffizient-sozial-ungerecht/

Dies wird von Herrn Klein über mehrere Abschnitte wiedergeben. Betrachten wir diese Aussage mal genauer. Die erste Aussage, lassen wir mal so dahingestellt, aber über die zweite zu diskutieren wird interessant.

Wir kreieren ein Modell, welches folgende Voraussetzung hat: Am Anfang hat es keinerlei Solaranlagen. (Wohl ein feuchter Traum von Herrn Klein.)
Dann lass uns mal kurz 10% Leistung als Solaranlagen dazu bauen. Also haben wir mittlerweile 110% der verfügbaren Leistung. Jeder mit Grundkenntnissen der Volkswirtschaftslehre kennt das Modell von Angebot(Strom) und Nachfrage(Verbraucher). Wir fixieren kurz die Nachfrage und lassen das Angebot um diese 10% steigen. Was passiert dann? Richtig der Strompreis sinkt. Nun wir gehen noch weiter und sagen, dass die Nachfrage steigt. Dies ist auch verständlich: Wenn der Strom günstiger ist, kann der Verbraucher mehr Strom verbrauchen. Aber die Nachfrage steigt nimmer um mehr als 10%. Und dann wären wir wieder auf dem ursprünglichen Niveau. Aber soweit geht es nicht, da die Leute auch den Strom benötigen müssen… Es gab ein Experiment eines Berner Energiekonzerns, welches zeigte, dass der Stromverbrauch nicht wirklich abhängig vom Strompreis ist.

Die Strompreise sinken also, davon profitiert wiederum die ganze Gesellschaft. Wir gehen noch weiter, da für die ärmeren der Stromverbrauch ein höheren Prozentsatz vom Nettoeinkommen ausmacht als für die reicheren, lässt sich somit ein Profit für die Armen erahnen…. Auch wenn sie vorher einen Teil der Anlage finanziert haben… (Nicht zum Thema gehörige Randbemerkung von mir: Mir fällt es immer wieder auf, wie sich speziell reichere Personen auf das Argument mit den Ärmeren berufen. Und wenn man diese Personen genauer untersucht, sieht man, dass sie Multi-Millionäre sind, die ihr Geld mit Unternehmen gemacht haben. Zum Teil sogar unter Ausbeutung von Armen…)

Wie auch immer, die Implikation, dass Aufgrund von Solarenergie Geld von den Armen zu den Reichen umverteilt wird, scheint sich nicht mit einfacher Volkswirtschaftslehre bestätigen zu lassen. Ich lasse mich jedoch gerne von wissenschaftlichen Papieren oder von VWL-Modellen eines besseren belehren. Wenn dies jedoch nicht der Fall sein sollte, dann schlage ich Herrn Klein vor, dass er mal einen Kurs in Volkswirtschaftslehre belegt.

Das Ende seines Artikels

Die letzte Grafik

Am Ende des Artikels ist eine schöne Grafik zu sehen. Ich liebe diese Grafik, sie zeigt entweder den klaren Betrug oder die Inkompetenz des Autors. Sie vergleicht nämlich bei verschiedenen Energieträger die netto Kosten und netto Benefits. Nun, in was wird dies gemessen? Normalerweise misst man dies, wenn es um die Umweltverträglichkeit geht, in kgCO2-Äquivalent pro Joule also kgCO2-Äquivalent pro MWh. Aber nein, diese Grafik rechnet in tausend Dollar pro Joule pro Sekunde also tausend Dollar pro MW. Diese Grafik passt nicht, denn sie sagt nichts zum Thema aus. Desweiteren frage ich mich, wie man die Kosten auf Megawatts ausrechnen will… Auch stellt sich die Frage, was diese Grafik aussagen will, wollen wir die Energiekosten oder die Leistungskosten vergleichen? Egal wie man es dreht und wendet, Leistungskosten sind eine Grösse, deren Aussagekraft beschränkt ist.

Die zweitletzte Grafik

Die andere Grafik ist noch interessanter. Diese Vergleicht Solar PV, Wasser, Wind, Geothermal und Nuklear. Zuerst schauen wir auf die Einheiten: Tonnen pro Terawattstunde. Okey, normalerweise kürzt man hier einen Faktor 1000 und schreibt: Kilogramm pro Megawattstunde, wenn nicht gleich Gramm pro Kilowattstunde. Diese Grafik ist langweilig, denn sie sagt nichts über die tatsächlichen Umwelteinwirkungen aus, sondern NUR über die verbrauchten Materialien. Wobei z.B. ein Kilogramm Beton äquivalent zu einem Kilogramm Federn ist. Was auch auffällt ist das Fehlen aller fossilen Energieträger mit Ausnahme der Kernenergie.

Eine eigen aussagekräftigere Grafik:

Da wir uns doch noch kurz darüber Unterhalten wollen, habe ich eine Grafik rausgesucht, die etwas aussagt. Und zwar nach kurzen Recherchen finden wir folgenden Link: https://inis.iaea.org/collection/NCLCollectionStore/_Public/36/002/36002859.pdf?r=1&r=1 und schauen uns dort die Figur 6 und 7 auf Seite 11 des PDFs an. Die Publikation ist zwar aus dem Jahr 2004, dies ist jedoch nicht so wichtig, da die Veränderungen als gering anzunehmen sind. Bei diesen Grafiken ist die Einheit: kgCo2-äquivalent pro Kilowattstunde. Und es lässt sich schnell feststellen, dass die CO2-Emissionen von Solarenergie zwar die höchsten der erneuerbaren Energien sind, jedoch absolut vernachlässigbar im Vergleich zu allen anderen. Desweiteren ist die Differenz zur Nuklearenergie nur 100 Gramm pro Kilowattstunde. Was auch wiederum vernachlässigbar ist.

Auch hat Herr Klein komplett ignoriert, dass mithilfe von Solaranlagen ansonsten nicht verwendete Energie auf Dächern verwendet werden kann. Diesen Platz kann man sonst normalerweise nicht brauchen und die Energie geht verloren… (Wie oben bereits erläutert)

Fazit in Briefform

Sehr geehrter Herr Klein
Ich bitte Sie, dass Sie in Zukunft Ihre Hausaufgaben besser machen und nicht irgendwelche Behauptungen von sich geben, bei denen man keine Fachperson sein muss um inert kürzester Zeit das Gegenteil zu belegen können. Desweiteren mache ich Sie darauf aufmerksam, dass eine Aussage grundsätzlich als falsch bewertet werden kann, sobald mindestens ein Gegenbeispiel gefunden wird. Dies ist Basis jeder Analysis 1 Vorlesung. Da ich für jede Ihrer Kernaussagen mindestens ein Gegenbeispiel oder einen sonstigen Fehler gefunden gefunden habe, ist Ihr Artikel falsch…
Eigentlich grenzt ihr Artikel schon fast an absichtliche Irreführung, denn die oben gelisteten Ungereimtheiten sind wirklich für die meisten logisch.
Freundliche Grüsse
Jonas
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