Ori and the Will of the Wisps – Review

Ori and the Will of the Wisps – Review

Ori – Ein Licht in der Geschichte der Videospiele

Ori and the Will of the Wisps – Die Review zu Oris zweitem Abenteuer

Nun, hier sind wir wieder… Meine Review zu Ori and the Blind Forest ist nun schon über zwei Jahre her. Damals sagte ich vieles, hinter dem ich noch heute stehe. Aber ich sagte auch, dass es an diesem Spiel nicht mehr viel zu verbessern gibt. Nun, Moon Studios Veröffentlichung des zweiten Teils der Ori Reihe, am 11. März 2020, wurde ich eines Besseren belehrt. Ich möchte mich in dieser Review von meinem klassischen Review-Format der letzten Jahre fernhalten, da ich Ori and the Will of the Wisps in seiner Gänze durchleuchten möchte und es nicht auf einzelne Punkte reduzieren will. Gleich zu Beginn möchte ich eine gigantische Spoilerwarnung aussprechen. Wer die beiden Ableger der Ori Reihe noch nicht gespielt hat, dem rate ich inständig, diese zuerst beide zu spielen, und die Review erst dann zu lesen. Kommen wir nun aber endlich zur eigentlichen Review. Ist Ori and the Will of the Wisps ein würdiger Nachfolger zum ersten Teil? Was erzählt Moon Studios diesmal für eine Geschichte? Und was ist Oris wahres Schicksal?

Die Story von Will of the Wisps beginnt gleich nach dem ersten Teil. Der Wald von Nibel hat sich von den Ereignissen aus The Blind Forest Forest erholt und Ori lebt zusammen mit seinen Familienmitgliedern Naru und Gumo friedlich im Wald. Wie man am Ende des letzten Spiels gesehen hat, haben die drei sogar Familienzuwachs bekommen, nachdem sie das letzte Ei der Eule Kuro adoptiert haben, die am Ende des ersten Teils ihr Leben liess. Nun lebt die kleine Eule Ku also mit unseren Helden zusammen und geniesst die wunderschöne Wildnis. Doch es dauert nicht lange, bis der Himmel nach dem jungen Vogelmädchen ruft. Nach einigen Startschwierigkeiten heben Ori und Ku in die Lüfte ab und fliegen quer übers ganze Land. Doch dann kommt überraschend ein Sturm auf, der die beiden Geschwister trennt. Ori erwacht im fernen Wald Niwen und ist entschlossen seine kleine Schwester zu finden. So beginnt sein zweites Abenteuer.

Ori, Naru und Gumo bei der Geburt von Ku

Bevor wir uns noch weiter der Story widmen, fragen wir uns erstmal, wie Will of the Wisps die Mechaniken des ersten Teils aufbessert und sogar neue hinzufügt. The Blind Forest war schon ein unglaublich schönes Spiel, dass aussah wie ein Gemälde und einen wunderschönen Soundtrack lieferte. Will of the Wisps legt in beiden Kategorien noch mal eine Schippe drauf. Die magisch wundersame Welt von Niwen ist atemberaubend. Der erste Teil sah schon aus wie ein lebendes Gemälde, aber nun trifft diese Beschreibung wahrlich zu. Und auch die Musik erreicht in diesem Spiel neue Höhen. Nicht nur, dass sie in den genau richtigen Momenten eine epische oder emotionale Stimmung vermittelt, sie ist auch noch unsagbar schön und hat mich im Verlaufe des Spiels mehrfach einige Tränen vergiessen lassen. Hier möchte ich noch einmal den Komponisten, Gareth Coker, hervorheben. Ein wahres Genie seiner Zeit.

Baurs Spitze, ein musikalisches und ästhetisches Highlight des Spiels

Kommen wir zum Gameplay. Die Grundmechaniken des ersten Spiels sind auch im zweiten Teil nach wie vor in den Grundfesten der Reihe eingearbeitet. Noch immer besteht das Spiel aus herausfordernden Jump and Run Passagen, dem erkunden einer grossen Spielwelt im Metroidvania-Stil und schwierigen Rätseln, in denen Oris Fähigkeiten perfekt zur Geltung kommen. Neben Oris Fähigkeiten aus The Blind Forest sind in Will of the Wisps übrigens auch jede Menge neue hinzugekommen, wie das Geisterlasso oder die Grab-Fähigkeit, die das Gameplay und das Platforming auf erfrischende und spassige Weise erweitern. Mit einer hohen Anzahl an NPCs und zugehörigen Side Quests hat das Spiel ausserdem einen hohen Grad an Abwechslung. Die Verabschiedung des Leveling-Systems und des Skill-Trees aus dem ersten Teil war ausserdem eine grossartige Entscheidung, da man nun zusätzliche Waffen und Fähigkeiten bei Händlern einkaufen muss und nur eine limitierte Anzahl auf einmal ausrüsten kann. Da es sich aber trotzdem lohnt, zwischen den einzelnen Geistersplittern und Waffen hin und her zu wechseln, bleiben auch die Kämpfe abwechslungsreicher und spektakulärer als die des ersten Spiels. Was auch wesentlich spektakulärer wurde, sind die Dungeons und Fluchtsequenzen. Nicht nur, dass sie nun wesentlich anspruchsvoller sind, sie sind meiner Meinung nach auch wesentlich kreativer und noch besser in Szene gesetzt. Persönlich halte ich aber die Bosskämpfe für die wichtigste Neuerung. Jeder einzelne sorgt für unglaubliche Stimmung und pumpt einem das Adrenalin durch den Körper. Diese Kämpfe sind also definitiv die geheimen Gameplay-Stars des Spiels.

Mora die Spinne, einer der Bossgegner des Spiels

Aber auch wenn es zur Handlung kommt gibt Will of the Wisps alles, was es hat. Während des ganzen Spiels gibt es emotionsvolle Momente, die sich über die ganze Emotionsskala erstrecken und man begegnet vielen unerwarteten Wendungen im Verlaufe seiner Reise. Ich selbst war total schockiert, als Ku nach nicht mal einem drittel des Spiels von der Hauptantagonistin Shriek umgebracht wird. Mit der Skeleteule Shriek geht Moon Studios dieses Mal einen anderen Weg als noch mit Kuro im Vorgänger. Durch Kuros traurige Vorgeschichte und ihre heldenhafte Selbstaufopferung wird sie am Ende von The Blind Forest zu einem geliebten Charakter, den die anderen Figuren in liebevollen Andenken halten. Auch wenn Shriek eine tragische Vorgeschichte hat, kommt hier zum Schluss nicht dasselbe Gefühl auf. Shriek kämpft nicht, um jemanden zu beschützen. Sie kämpft, weil sie von Hass und Einsamkeit zerfressen ist. Deswegen stirbt sie nach der letzten Konfrontation auch einsam und verlassen auf dem Friedhof ihrer Ahnen. Und das alles, weil sie wegen ihres Aussehens nicht von dem Rest ihrer Art akzeptiert wurde. So wir uns gezeigt, dass es nicht immer für jeden ein heroisches oder schönes Ende gibt. Und es soll uns auch lehren, andere nicht nach Äusserlichkeiten zu beurteilen. So etwas führt nur zu Hass und Trauer.

Gefährliches Versteckspiel mit Hauptantagonistin Shriek

Der aber wohl emotionalste Moment des Spiels kommt ganz am Ende. Während des ganzen Spiels wird der Spieler mit dem Verfall des Waldes Niwen konfrontiert, ein Phänomen, das die Umgebung verenden lässt, Tiere zu Stein erstarren lässt und den Verstand aller Kreaturen vergiftet. All das passiert nur, weil die Geisterweide alt und schwach wurde, nicht mehr fähig das Licht des Waldes zu tragen. Als man nun am Ende alle fünf Irrlichter, zu denen das Licht Seir geworden ist, wieder vereint, wird einem Oris wahre Bestimmung bewusst. Er muss ein neues Gefäss für das Licht des Waldes werden und so selbst zu einem Geisterbaum heranwachsen. Nur so ist der Verfall aufzuhalten und nur so kann Ori seine Freunde retten, einschliesslich Ku. Ori bringt also das grösste aller Opfer und verschmilzt mit Seir zu einem Sprössling eines neuen Geisterbaumes. Die Trauer ist gross, doch Freunde und Familie bleiben an seiner Seite. Sie pflegen den Baum gemeinsam, wir sehen wie Ku zu einer anmutigen Eule heranwächst, wir sehen wie Gumo und Naru alt werden. Und schliesslich sehen wir den neuen Geisterbaum, wie er über ganz Niwen wacht. Uns wird klar, dass der Narrator des Spiels, den wir Anfangs für den Geisterbaum aus dem ersten Spiel hielten, in wahrheit die ganze Zeit Ori selbst war. Die Botschaft, dass Liebe stärker ist als alles andere und dass sie die Ewigkeit überdauern kann, ist ein wunderbares Ende für ein wunderbares Spiel.

Ori vor der Geisterweide

Doch hier endet es noch nicht ganz. In einer letzten Sequenz sehen wir im Geäst des neuen Geisterbaumes ein leuchtendes Blatt. Ein Blatt, wie Ori einst eines war, bevor er sich vom damaligen Geisterbaum löste, auf die Erde herabfiel und dort sein Leben begann. Nun sehen wir dieses Blatt, wie der Wind es von dem neuen Geisterbaum löst und in die Welt hinausträgt. Der Kreislauf des Lebens beginnt von neuem und das Ende ist gerade erst der Anfang. Trotz der Traurigkeit ein mächtiger und auch schöner Schlussstrich für ein unvergessliches Abenteuer. Und da Oris fleischliches Dasein nun zu Ende ist und er sein Schicksal nun erfüllt hat, wohl auch für die gesamte Reihe. Auch, wenn mich das traurig stimmt, hätte ich mir als Fan doch kein besseres Ende wünschen können. Auch dieser Artikel kommt nun zu einem Abschluss. Nun fehlt nur noch die Wertung, auch wenn es mir unfair vorkommt, dieses Spiel zu bewerten. Obwohl es sich hier definitiv um eine 10/10 handelt, kommt mir diese Wertung im Vergleich zu all den anderen vollen Punktzahlen, die wir über die letzten Jahre vergeben haben, viel zu wenig vor. Sagen wir einfach, Ori and the Will of the Wisps ist eine 10/10 mit Sternchen. In meinen Augen ist es definitiv das beste Spiel aller Zeiten. Beide Spiele als Reihe haben mich berührt, wie sonst keine andere zuvor. An dieser Stelle danke ich allen Mitgliedern von Moon Studios und bin dankbar dafür, dass ich in derselben Zeit existieren darf, wie eure unglaubliche Kreation. Mit Ori and the Blind Forest und Ori and the Will of the Wisps ist Ori nicht nur zu einem Licht für den Wald Niwen geworden, sondern auch zu einem Licht in der Geschichte der Videospiele.

Ori, wie er friedlich zum alten Geisterbaum hinaufblickt

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